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Berufliche Neuorientierung: Was wir wirklich brauchen, um im Job aufzugehen

  • Charlotte zu Knyphausen
  • vor 2 Tagen
  • 3 Min. Lesezeit

Viele suchen bei der beruflichen Neuorientierung nach dem passenden Job. Was dabei oft fehlt: Der Blick auf das, was wir innerlich wirklich brauchen.


In der beruflichen Neuorientierung begegnen mir immer wieder Menschen, die sagen: „So wie bisher möchte ich nicht mehr weitermachen.“ Was danach kommt, ist oft ein großes Fragezeichen. Denn auch wenn die Unzufriedenheit spürbar ist: Wohin es konkret gehen soll, ist noch unklar.


Was viele dann tun, ist nachvollziehbar: Sie schauen auf äußere Faktoren. Welche Stellen sind gerade ausgeschrieben? Was passt noch in den Lebenslauf? Wo sind meine Chancen am größten?


Doch wir dabei häufig übersehen, ist das, was uns innerlich trägt. Was brauchen wir, um in einem neuen Job nicht nur zu funktionieren, sondern wirklich aufzublühen?


Selbstbestimmung statt Stellensuche nach Schema F


Ein hilfreicher Blick kommt aus der Psychologie:

Die Selbstbestimmungstheorie (engl. Self-Determination Theory) von Richard M. Ryan und Edward L. Deci zeigt, was uns langfristig motiviert und erfüllt - nicht nur im Leben, sondern auch im Arbeitskontext.


Die Theorie identifiziert drei psychologische Grundbedürfnisse, die erfüllt sein müssen, damit wir engagiert, zufrieden und innerlich stabil arbeiten können:


1. Autonomie

Das Gefühl, selbst Einfluss auf die eigenen Aufgaben und Entscheidungen zu haben. Nicht fremdgesteuert zu sein, sondern mitgestalten zu dürfen - das ist für viele essenziell.


2. Kompetenz

Das Erleben von Wirksamkeit: etwas zu können, sich weiterzuentwickeln, Dinge gut zu machen. Und wir brauchen Aufgaben, in denen wir nicht nur leisten, sondern auch wachsen können.


3. Soziale Eingebundenheit

Das Gefühl, zu einem Team oder einem größeren Sinnzusammenhang zu gehören. Verbindung, Austausch, Wertschätzung - ohne das wird selbst der "Traumjob" langfristig leer.


Warum ein Job „gut“ sein kann - und sich trotzdem falsch anfühlt.


Viele Menschen, die sich beruflich neu orientieren, kommen aus Positionen, die nach außen hin erfolgreich wirken: sicher, anerkannt, vielleicht sogar gut bezahlt. Und doch fehlt etwas.


Häufig liegt der Grund dafür genau in der Verletzung eines oder mehrerer dieser psychologischen Grundbedürfnisse. Wenn ich ständig Vorgaben abarbeite, ohne selbst entscheiden zu können, fehlt Autonomie. Wenn meine Stärken oder mein Wissen im Alltag keine Rolle spielen, fehlt das Gefühl von Kompetenz. Und wenn ich in einem Team arbeite, das mich nicht wirklich kennt oder einbindet, fehlt die soziale Verbundenheit.


Das Ergebnis? Eine tiefe innere Leere, oft begleitet von dem Gefühl: „Ich müsste doch eigentlich zufrieden sein.“


Berufliche Neuorientierung braucht mehr als neue Stellenanzeigen oder einen Anruf vom Top-Headhunter


Wer sich neu orientiert, sollte sich nicht nur fragen: Was passt in meinen Lebenslauf? oder Wer fragt mich gerade an?


Viel wichtiger sind Fragen wie:

  • Wo kann ich wirklich ich selbst sein – mit meinen Werten, Ideen und Eigenheiten?

  • In welchen Aufgaben spüre ich Sinn, Wirkung und Entwicklung?

  • Mit welchen Menschen möchte ich arbeiten – und in welchem Umfeld kann ich aufblühen?


Diese Fragen liefern nicht immer sofort eine klare Antwort. Aber sie verschieben den Fokus: Weg von reiner Anpassung, hin zu mehr Stimmigkeit zwischen dem, was ich kann, was ich brauche und was ich beitragen will.


Ein erfüllender Job ist mehr als ein nächster Karriereschritt


Viele Menschen, die sich neu orientieren, suchen heute nicht nur den nächsten Job. Sie suchen einen Platz, an dem sie wirken können, nicht nur leisten. Einen Ort, an dem sie gesehen werden, nicht nur funktionieren. Und eine Aufgabe, in der sie sie selbst sein dürfen, nicht nur „professionell auftreten“.

Die Selbstbestimmungstheorie kann in diesem Prozess ein wertvoller Kompass sein. Sie ist eine Einladung, tiefer zu fragen:

Was brauche ich, um mich in meiner Arbeit lebendig zu fühlen?

Fazit: Berufliche Neuorientierung beginnt bei Ihnen selbst


Die berufliche Neuorientierung ist kein reiner Strategiewechsel. Sie ist ein innerer Klärungsprozess. Wer sich dabei nicht nur an Lebensläufen, Gelegenheiten oder Erwartungen orientiert, sondern auch an den eigenen Grundbedürfnissen, kommt oft an ganz neue Orte. Nicht unbedingt schneller, aber ehrlicher.

Und manchmal entsteht aus genau diesem Prozess nicht nur ein neuer Job. Sondern ein neuer Umgang mit sich selbst.

 
 
 

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